Thierstein – Unter den Unternehmern der Region ist er zweifelsohne einer der schillerndsten – in des Wortes positiver Bedeutung. „Politiker werden gewählt, Manager werden bestellt, Unternehmer werden geboren“, sagt Rainer Denndörfer. Und in der Gewissheit, dass Firmenlenker seines Schlages immer seltener werden, fügt der drahtige 62-Jährige hinzu: „Wirklicher Unternehmer zu sein, ist Berufung – nicht Beruf.“
Rainer Denndörfer sitzt in einem Prachtbau am Rande der Gemeinde Thierstein. Die Noblesse des Hauptquartiers spiegelt den Ruf und den Erfolg der Firma wider, die Denndörfer vor 18 Jahren gegründet hat: BD|SENSORS gehört zu den bedeutendsten Herstellern elektronischer Druckmessgeräte auf dem Weltmarkt. Die komplexen und hochsensiblen Produkte, die an zwei Produktionsstandorten in Thierstein und im tschechischen Buchlovice hergestellt werden, kommen in vielen Industriebereichen zum Einsatz: in der Chemie-, Öl- und Gasindustrie ebenso wie im Anlagen- und Maschinenbau, im Schiffbau, in der Energiewirtschaft und in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Der Erfolg ist Rainer Denndörfer nicht zugeflogen, wenngleich er schon in jungen Jahren nicht nur von seinem Fleiß, seinem Ehrgeiz und seiner Kämpfernatur, sondern weitgehend auch von Begabung und Talent profitiert hat. Schon in der Schule hatte er in Mathematik und Physik nur Einser. Als er mit 21,5 Jahren das Studium der Elektrotechnik an der Sigmund-Ohm-Fachhochschule in Nürnberg abschloss – mit einem Notendurchschnitt von 1,33 – war er einer der jüngsten (und einer der besten) Absolventen der Nachkriegszeit. Vor seiner Selbstständigkeit machte Denndörfer bei ABM Greiffenberger in Marktredwitz Karriere, wo er vom Entwicklungsingenieur zum Betriebsleiter der Elektromotorenfabrik aufstieg. Bei BD|SENSORS spielt der Firmengründer noch immer in der ersten Reihe mit. „Ich lege großen Wert darauf, auch im Tagesgeschäft die Fäden in der Hand zu haben“, sagt Rainer Denndörfer. Als einer der beiden Produktmanager der BD|SENSORS-Gruppe und als einer der wichtigsten Prozessoptimierer – in der Verwaltung wie in der Produktion – greift er nach wie vor kontrollierend und korrigierend ein, wenn’s nötig ist. „Stress im negativen Sinn kenne ich nicht“, gesteht der agile Unternehmer. „Im Gegenteil: Je größer und erfolgreicher die BD|SENSORS-Gruppe wird, desto weniger persönlichen Druck verspüre ich und umso mehr Zeit bleibt mir für die wesentlichen Dinge, unternehmerisch wie privat.“
Auch in seiner Freizeit – und im „Nebenberuf“ – hat Rainer Denndörfer Pflöcke eingeschlagen, die typisch sind für diesen engagierten, geselligen und dynamischen Zeitgenossen. Er hat nebenbei, wie er sagt, in Thierstein, Weiden, Limbach-Oberfrohna drei Diskotheken betrieben. „In der Gastronomie lernt man die totale Kundenorientierung“, erzählt Denndörfer. „Und als Fußball-Trainer lernt man Menschenführung.“ Der Fußball ist neben der Rockmusik das zweite große Hobby Denndörfers. Bei seinem Lieblingsverein ZV Thierstein hat er als Trainer und als Spieler ins Geschehen eingegriffen. „Ich hab‘ noch mit 55 Jahren in der zweiten Mannschaft gespielt“, erzählt er schmunzelnd. "Na ja, in der Regel eine Halbzeit.“ Den ZV Thierstein und seinen anderen Fußball-Lieblingsverein, den FC Vorwärts Röslau, unterstützt der großzügige Unternehmer wie andere Vereine und Kindergärten der Region mit Spenden.
"Ich bin der reichste Mensch Deutschlands"
Was für ihn Reichtum bedeute? „Ich bin der reichste Mensch Deutschlands“, antwortet Rainer Denndörfer wie aus der Pistole geschossen, „nicht mit Geld: Ich bin total unabhängig, das ist das höchste Gut, das es gibt. Das haben nicht viele.“ „Narrisch werden“ könnte Denndörfer, wenn er auf den „Bürokratiewahnsinn“ in Deutschland zu sprechen kommt, auf den „aus dem Ruder gelaufenen und nicht mehr zu finanzierenden Beamten- und Bürokratenapparat“. „Die Eurokrise ist ausschließlich eine Schuldenkrise der öffentlichen Hand, verursacht durch einen Umverteilungs- und Bürokratiewahnsinn der politisch Verantwortlichen. Deutschland unterscheide sich von Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal und Italien nur durch seinen „erfolgreichen, innovativen Mittelstand, nicht mehr und nicht weniger“. Doch irgendwann werde die Gesellschaft die Kuh „deutscher Mittelstand“ zu Tode melken.
Mit Bedauern betrachtet Denndörfer, der ein begeisterter Leser historischer Romane sowie gesellschaftlich-politischer und wirtschaftlicher Gegenwarts-Literatur ist und der den Wissenschaftler Albert Einstein sowie den Staatsmann Abraham Lincoln als Idole verehrt, auch die gesellschaftliche Entwicklung. „Das Bildungsniveau an Schulen und Universitäten sinkt erschreckend“, sagt der Einser-Schüler von einst. „Das macht es Unternehmen nicht leicht, qualifiziertes Personal zu finden.“ Mit Unverständnis registriert er, dass sich trotzt sinkender Geburtenzahlen Millionen Fünfzig- bis Sechzigjähriger als Frührentner und Pensionäre „ohne wirklichen Grund und gesellschaftlich saniert aus dem Arbeitsleben verabschiedet haben“. „Ich würde jederzeit auch einen 70-Jährigen einstellen“, sagt er, „wenn er die richtige Einstellung und Erfahrung hat und nicht nur einen Job sucht.“
Mit Freude stellt Rainer Denndörfer – „seit mehr als 40 Jahren glücklich verheiratet“ – fest, dass seine Familie „ein hohes Maß an innerer Geschlossenheit zeigt“. Seine beiden Kinder Stefan und Corinna und seine Schwiegertochter Katrin sind beruflich bereits in die BD|SENSORS-Gruppe integriert, sein Enkel Patrick wird nach dem Abitur ein Ingenieurstudium beginnen und schickt sich an, technisch in die Fußstapfen des Opas zu treten. Rainer Denndörfer selbst will in seiner Firma noch mitmischen, so lange es geht, „mindestens die nächsten 20 Jahre“. Und so wird es in der noblen Firmen-Lounge „BD|Forum“ noch viele gute Rock-Konzerte geben. Denn Rockmusik liebt Rainer Denndörfer neben seiner Firma über alles.
Problemlöser für die Kunden
Die BD|SENSORS-Gruppe wurde im Jahr 1994 in Thierstein und im tschechischen Uherské Hradišté gegründet. Das Unternehmen beschäftigt 260 Mitarbeiter und produziert und vertreibt seine Produkte von fünf Standorten in Deutschland, Tschechien, Russland, der Ukraine und China aus. Der Hersteller von Druckmessgeräten und Füllstandssonden spielt in der Branche weltweit eine Hauptrolle. Die wichtigsten Mitbewerber beschränken sich, wie Firmenchef Rainer Denndörfer sagt, auf Deutschland und die Schweiz. „Unsere Stärke ist die Flexibilität“, unterstreicht der Firmenchef. „Wir haben 70 Standardprodukte, aber auch Hunderte kundenspezifischer Geräte für spezielle Appikationen entwickelt. Wir sind Problemlöser für unsere Kunden.“ Das zeichnet nach Denndörfers Worten auch erfolgreiche mittelständische Firmen aus: „Sie sind nicht deshalb so erfolgreich, weil sie auf vielen Gebieten tätig sind, sondern weil sie ein Teilgebiet besser beherrschen als andere.“
Frankenpost: 13.01.2012
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